Sonntag, 2. April 2017

Schlechte Witze und schöne Nasen

Aprilscherze


Es gibt solche und solche Aprilscherze. Nur wenige sind wirklich lustig. Die meisten ihrer Art empfinde ich als ausgesprochen dämlich und einige "Scherze" waren gar nicht als solche gedacht und gehören sowieso eher in die Rubrik: "Wenn ich Zeit finde, lache ich morgen darüber!" Zur letzteren Sorte gehört das erste Ereignis.

Gestern war ich länger mit der S-Bahn unterwegs. Rausgefahren war ich, weil eine Bekannte mir das Frühlingsfest in einer Kreativwerkstatt empfohlen hatte. Diesen Weg hätte ich mir sparen können, von "Fest" war da nicht viel zu bemerken.

Was im Internet bombastisch mit "großer Ostermarkt im Hof mit frühlingshaften Angeboten xxx sowie kulinarischen Köstlichkeiten" beworben wurde, entpuppte sich in der Realität als ein überschaubarer Hinterhof, in dem vier oder fünf kleine Stände aufgebaut waren. An einem der Stände wurde selbst genähte schreiend bunte Kinderkleidung angeboten, an einem zweiten gab es diverse Kinderbücher und was auf den anderen lag, habe ich vergessen. Des Weiteren wurde in einer winzigen Ecke des Hofes an einem kleinen Tisch "Kinderschminken" angeboten. Soweit der "große Ostermarkt".

Die angepriesenen "kulinarischen Köstlichkeiten" konnte man nicht wirklich als solche bezeichnen. Profane Bratwurst, wahlweise als Tofuvariante erhältlich, bildete das Highlight der winzigen Speisekarte dargeboten an einem kleinen überdachten Stand mit einem Grill. Der Grill verbreitete einen ätzenden, extrem stinkenden Rauch, der nicht nur den Hof, sondern ebenso die geöffneten Räumlichkeiten durchzog.

Es konnten einige Räume der Kreativwerkstatt besichtigt werden. Von den Werkstätten war ich leider ziemlich enttäuscht. Die Töpferwerkstatt verfügte zwar über eine Drehscheibe, war aber ansonsten eher spärlich bestückt.

Das Ganze schien mir eher eine schlecht verkaufte Werbemaßnahme für die dort angebotenen Kurse zu sein.

Am unangenehmsten fand ich jedoch den allgegenwärtigen Rauch, dem nicht zu entkommen war. Diesen fand ich geradezu widerlich und so war ich schneller wieder weg, als ich für den Weg dorthin gebraucht hatte.

Meine Kamera lag derweil griffbereit zu Hause auf dem Wohnzimmertisch. So bleibt es diesmal bei einem aktuellen Foto "meines Ahornbaums", dessen Blüten ich jedes Jahr aus der Nähe bewundern kann.

Bienen im Anflug auf die Ahornblüten
Mit dem festen Vorsatz, mich in einem ruhigen Café von dem misslungenen Fest zu erholen, machte ich mich auf den Heimweg.


S-Bahn-Gespräche


Ein großes Stück meines Weges musste ich wieder mit der S-Bahn zurücklegen. Nach zwei Stationen stieg ein Grüppchen von drei jungen, anscheinend türkischen, Frauen zu und setzte sich auf die freien Plätze "meiner" Vierergruppe.

Anfangs drehten sich die Gespräche der Drei um irgendwelche Banalitäten. Es ging unter anderem um Beziehungen, die ihre Freundinnen führten, um das Zupfen von Augenbrauen und darum, welche künstlichen Wimpern besser passen und daher zu bevorzugen seien.

Fährt man mit öffentlichen Verkehrsmitteln, bekommt man manches mit, ob man nun will, oder nicht.

Irgendwann erwähnte meine Sitznachbarin, dass sie noch nicht sicher sei, ob sie dieses Jahr in Urlaub fahren würde. Ihre Antwort auf die Nachfrage ihres Gegenübers, warum sie nicht in Urlaub fahren wolle, verblüffte mich allerdings sehr, denn sie lautete: "Ich will mir noch mal die Nase operieren lassen!"

Ich traute meinen Ohren nicht! Das Mädel war höchstens 23 Jahre alt und sie sagte "noch mal", also musste sie bereits eine derartige OP hinter sich haben. Leider war das ganz offensichtlich kein Aprilscherz.

Die drei Grazien plauderten ungeniert weiter und dem Laufe ihrer Unterhaltung konnte ich dann entnehmen, dass alle drei schon mehrere Schönheits-OPs hinter sich hatten. Zwar rieten sie der Freundin von einer zweiten Nasenkorrektur ab, empfahlen ihr jedoch gleichzeitig eindringlich rätselhafte "Spritzen". Diese Spritzen wären wesentlich billiger, genauso wirkungsvoll und besäßen keine weiteren Nachteile, als das sie jährlich wiederholt werden müssten.

Es hat mich etwas fassungslos gemacht, mit welcher Selbstverständlichkeit diese Zwanzigjährigen über Magen-, Nasen- und andere Schönheits-OPs geredet haben. Das waren hübsche junge Frauen! Keine von ihnen hatte etwas Derartiges auch nur ansatzweise nötig!

Kurz bevor ich meine Haltestelle erreichte, habe ich, weil ich bin, wie ich bin, meiner jungen Sitznachbarin ans Herz gelegt, dass es bedeutend billiger und sinnvoller wäre, wenn sie sich Zettelchen mit dem Satz: "Ich bin schön, so wie ich bin!" überall sichtbar in ihre Wohnung kleben würde.

Zwar stimmte mir das kleine Grüppchen überraschenderweise einstimmig zu, jedoch bezweifle ich ernsthaft, dass sie weiter darüber nachdenken werden.

Unnötig zu erwähnen, dass die S-Bahn brechend voll war und viele der umstehenden Menschen, vor allem die männlichen Anwesenden, den vorangegangenen Wortwechsel breit feixend verfolgt hatten.

Erschreckend fand ich, was für ein furchtbar verschobenes Selbstbild diese jungen Frauen hatten. Diese Erörterung über die Vor- oder Nachteile einer absolut unnötigen Nasenoperation hat mich noch eine Weile beschäftigt.


Tagesausklang

Unweit meiner Behausung setzte ich mich in ein Café, kramte meine Wolle, die Häkelnadel und den angefangenen Kissenbezug hervor und genoss häkelnd in ruhiger Umgebung die letzten wärmenden Sonnenstrahlen.

So ganz nebenbei kam ich nicht umhin mitzuhören, dass ein Freund des Mannes am Nebentisch gerne an Socken riecht! Ich habe mich geschüttelt vor Lachen, was wiederum die Menschen am Nebentisch zum Lachen brachte.

Kann ein Tag besser ausklingen, als mit einem Lachen?



© Foto & Text by Ariana Lazar 02/04/2017

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