Freitag, 30. Juni 2017

Auftanken - Futter für die Seele

Bevor ich ausführlich auf die beiden Tage eingehe, die ich auf dem Armutskongress 2017 verbracht habe, gibt es heute einen kleinen Exkurs zu den Dingen, die mir die Kraft geben, solche Tage durchzustehen.

Kongresse, gleich welcher Art, sind nicht nur informativ und lehrreich, sondern sie sind gleichzeitig auch extrem anstrengend und hinterlassen bei mir am Ende immer ein Gefühl der Erschöpfung.

Sich einmischen, mitmischen, das kostet mich stets viel Energie, die mir bekanntlich nicht im Übermaß zur Verfügung steht. Schon gar nicht in Zeiten, in denen mir jeder Schritt, jede Handlung schwerfällt und so etwas wie eine "Energiereserve" längst aufgebraucht ist.


Auftanken


Glücklicherweise gibt es immer wieder Ereignisse, die diese Reserve auffüllen.

Jeder Mensch verfügt über individuelle Energieauffüller. Bei mir gehören die seltenen Familientreffen unbedingt dazu. Bei unseren Treffen geht es meist laut und lebhaft zu. Es wird viel gelacht, diskutiert und wild durcheinandergeredet.

Mein ältester Sohn lebt und arbeitet in einer anderen Stadt und so bilden seine Besuche in der Heimat oft den Anlass für unsere Zusammenkünfte.

Als Treffpunkt dient in den meisten Fällen meine Wohnung, so geschehen am letzten Samstag. Das war aber keineswegs der Höhepunkt des Tages, der ereignete sich später.

Nachdem wir einige Zeit bei mir verbracht hatten, hat sich ein Teil der Familie zu Fuß auf den Weg zu "unserem" Inder gemacht und dort ausgezeichnet gegessen. Als es dann Zeit für den Höhepunkt des Abends wurde, verabschiedete sich meine Tochter, und mein Ältester und ich machten uns auf den Weg zum Gendarmenmarkt.


Seelenbalsam


Unser Ziel war der Französische Dom, genauer gesagt, die Friedrichstadtkirche. Dort genossen wir dann ein wunderbares Chopinkonzert.

Kanzel in der Friedrichstadtkirche
Die Friedrichstadtkirche verfügt über einen wunderschönen Innenraum, in der die Kanzel besonders herausragt. Leider war die Luft dort sehr stickig. Die fehlende Möglichkeit, seine Garderobe abzugeben, fällt im Sommer kaum ins Gewicht, die nicht vorhandenen Toiletten dagegen schon. Ein Catering gab es dort auch nicht, sodass man in der Pause leider nichts zu trinken bekommen hat.

Aber wir waren ja des Klavierkonzertes wegen da, da nimmt man einige Unannehmlichkeiten eben in Kauf.

Der Bechsteinflügel der Pianistin Nestan Bagration-Davitashvili
Die Musik Chopins findet ohne Umwege direkt den Weg in meine Seele und ich genieße solche Abende sehr. Und so saß ich, meistens mit geschlossenen Augen, im Saal und lauschte der hervorragenden Pianistin. (OK, teilweise hatte ich die Augen zu, weil mich das permanente Rumfummeln, der Frau eine Reihe vor mir, in Gesicht und Nacken, total irritiert hat. Ich wollte die Musik genießen und nicht davon abgelenkt werden.)

Immer, wenn ich Chopin höre, habe ich den Eindruck, dass Chopin das in Noten festgehalten hat, was ich fühle. Tiefer hat mich Musik noch nie berührt. Es ist ein unbeschreibliches Gefühl von Einssein, von totaler Übereinstimmung. Ich kann es schlicht nicht in Worte fassen, weil es ein überwältigendes Gefühl ist, das sich jeder Beschreibung entzieht. Seelenbalsam in seiner reinsten Form.

An dieser Stelle ein dickes Danke an meinen Sohn, der mir dieses wunderbare Erlebnis zum Geschenk gemacht hat!

Der Ausklang des Abends gestaltete sich dagegen eher profan. Ein letzter Latte macchiato in lieber Gesellschaft bei McDonalds und dann im Bus ab nach Hause.

Familie, leckeres Essen und danach fantastische Musik. Besser kann ein Tag kaum sein!

Möge es noch viele solcher Tage geben.


Ariana






© Foto & Text by Ariana Lazar 30/6/2017

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