Sonntag, 16. Juli 2017

Gefangen zwischen Normalnull und dem Mittelpunkt der Erde


Mitte Juli und ich sitze immer noch tief im Loch. Gefangen im Irgendwo zwischen Normalnull und dem Mittelpunkt der Erde.

Mitte Juli und ich bestehe trotzig darauf, dass der Juni jetzt vorbei ist und es mir gefälligst langsam besser gehen sollte. Ich habe schon lange mehr als genug.

Das Loch


Und was passiert? Das Loch, in dem ich sitze, schaut mich mit einer Mischung aus Langeweile und leichter Empörung ungnädig an, schnauft ungehalten, ruckelt ein wenig, um es sich bequemer zu machen und lässt mich ein paar Meter tiefer plumpsen.

Dann schenkt es mir, tief zufrieden ob seiner Leistung, einen gönnerhaften Blick, schließt genussvoll die dunklen Augen und ich erkenne, dass es beschlossen hat, mich für die nächste Zeit zu ignorieren. Natürlich nur, solange ich nicht protestiere.

Wer jetzt einwirft, dass Löcher weder gucken noch ruckeln, hat bisher eben in den falschen Löchern gesteckt! Wer sich jedoch im Universum bereits gründlich umgeschaut hat, dem leuchtet ein, dass Löcher unheimliche Existenzen sind und viele von ihnen ein erstaunliches Eigenleben entwickeln.

Das reguläre Loch ist einfach nur ein Loch. Es existiert und damit hat es sich. Es gibt unzählige von ihnen. Sie kommen in allen Arten und Größen vor, können natürlichen oder künstlichen Ursprungs sein und gehören zum normalen Umfeld des Menschen. Es gibt überall Löcher! Angefangen von Löchern in den Zähnen, bis zu den riesigen Löchern, auch Höhlen genannt, die sich in Bergen, sowohl über, als auch unter Wasser finden lassen.

Die Trypologie ist eine extrem junge Wissenschaft, die erst am Anfang steht und befasst sich mit den oben beschriebenen Phänomenen.

Total unerforscht sind dagegen die immateriellen Löcher, die es sich, so hat es den Anschein, zur Aufgabe gemacht haben, Menschen in sich hineinzuziehen und festzuhalten.

Dies sind zweifelsohne die Schlimmsten ihrer Art! Sie sind für Außenstehende nicht sichtbar, zehren an den Kräften dessen, der in sie hineingeraten ist, und verfügen über die unangenehme Eigenart, äußerst hartnäckig und beständig zu sein.

Aus diesem Loch zu entkommen, bedeutet, dass man ungeheure Kräfte freisetzen muss, die man aber nicht hat, da diese, noch bevor sie sich entfalten können, bereits von der unendlichen Schwärze der Tiefe aufgesogen werden. Solcherart Loch lebt von der Lebensenergie des Eingesperrten.


Der Kampf


Ich würde lieber gegen Windmühlenflügel kämpfen, dann wären meine Chancen zu gewinnen weitaus größer!

Ja, ich kämpfe. Jede Minute, jede Stunde, jeden Tag. Und ich bin müde, gefrustet und wütend, dass sich nichts ändert. Ich rutsche tiefer und mein Loch macht es sich gemütlich.

Lange habe ich überlegt, ob ich überhaupt im Blog schreiben soll, wie es mir gerade ergeht. Was natürlich die lange Schreibpause in diesem Monat erklärt und damit auch ganz viele der vergangenen Blogpausen.

Es gibt keine Bilder, weil ich diesen Monat noch kein einziges Foto gemacht habe. Das ist auch schwierig, wenn man es ein- bis zweimal die Woche so eben schafft, zum Discounter zu gehen und sich Lebensmittel zu besorgen. Schon das schaffe ich nur mit Mühe.

Klar weiß ich, dass mir dieses oder jenes gut tun würde, nur was hilft mir das Wissen darum, wenn mir die Kraft fehlt?

Im realen Leben habe ich keine Probleme zu erzählen, wie es mir geht, wenn mich jemand fragt. Und wann fragt mich schon jemand. Es sieht mir niemand an, welch kräftezehrenden Kampf ich führen musste, bevor ich die Haustür hinter mir schließen konnte.

Hier ist das anders. Hier sitze ich vor dem PC, schreibe für mich und weiß nicht, wer das liest, was ich so mittels Tastatur von mir gebe. Oder ob es überhaupt jemand liest.

Dazu kommt etwas, was mir total wichtig ist: Ich will kein Mitleid und ich will auch nicht, dass sich das, was ich schreibe, wie Gejammer anhört. Ich habe nie gejammert und ich will nicht jetzt damit anfangen. Nur, wenn man im Loch sitzt, worüber soll man dann schreiben? Über den Baum draußen vor dem Fenster?

Viel lieber würde ich über andere Dinge schreiben, über schöne, angenehme oder auch total verrückte Dinge. Doch das Schreiben darüber entzieht sich mir gerade. Ja, selbst das Schreiben fällt mir derzeit schwer. Jedes Wort ein kleiner Kampf. Jede Zeile ein größerer.

Im Moment habe ich es einfach satt. Ich habe die Albträume satt, die mich seit Wochen wieder fast jede Nacht heimsuchen. Ich habe die unruhigen Nächte satt, die mich unausgeruht am Morgen zurücklassen. Ich habe die Müdigkeit satt, die tief in meinem Mark sitzt und sich dort mit der Schwere und der Schwärze ein Stelldichein gibt. Und ich habe die Kämpfe satt, für die mir die Kraft fehlt und die ich dennoch führe, weil ich keine andere Wahl habe.

Was mir bleibt? Mir bleibt die Hoffnung, dass es besser wird. In einer Minute, einer Stunde, einem Tag. Daran halte ich mich fest. Gegen jede Vernunft.


Morgen vielleicht.


Morgen.


Ariana




© Foto & Text by Ariana Lazar 16/07/2017


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